(übersetzung von Karl Witte)
" ~4 e) b# Y# P, ~ Herr Chapelet t?uscht einen frommen Pater durch eine falsche Beichte und stirbt. Trotz des schlechten Lebenswandels, den er geführt, kommt er nach seinem Tode in den Ruf der Heiligkeit und wird Sankt Chapelet genannt.
- W* k+ Q( ]1 Y- ^- A: M Es ziemt sich, ihr liebwerten Damen, ein jedes Ding, das der Mensch unternimmt, mit dem heiligen und wunderbaren Namen dessen zu beginnen, der alle Dinge geschaffen hat. Darum denke ich denn, der ich als erster bei unseren Erz?hlungen den Anfang machen soll, mit einer jener wunderbaren Fügungen zu beginnen, deren Kunde unser Vertrauen auf ihn als den Unwandelbaren best?rken und uns lehren wird, seinen Namen immerdar zu preisen. Es ist offenbar, da? die weltlichen Dinge insgesamt verg?nglich und sterblich sowie nach innen und nach au?en reich an Leiden, Qual und Mühe sind und unz?hligen Gefahren unterliegen, welchen wir, die wir mitten unter ihnen leben und selbst ein Teil von ihnen sind, weder widerstehen noch uns ihrer erwehren k?nnten, wenn uns Gottes besondere Gnade nicht die n?tige Kraft und Fürsorge verliehe. Was diese Gnade anbetrifft, so haben wir uns keineswegs einzubilden, da? sie um irgendeines Verdienstes willen, das wir h?tten, über uns komme, vielmehr geht sie nur von seiner eigenen Huld aus und wird den Bitten derer gew?hrt, die einst wie wir sterblich waren, jetzt aber, weil sie w?hrend ihres Erdenwallens seinem Willen folgten, mit ihm im Himmel der ewigen Seligkeit teilhaftig sind. An sie, als an Fürsprecher, die unsere Schw?che und Gebrechlichkeit aus eigener Erfahrung kennen, richten wir vor allem jene Bitten, die wir vielleicht nicht wagten, unserem h?chsten Richter gegenüber laut werden zu lassen. Um so überschwenglichere Gnade haben wir aber in ihm zu erkennen, wenn wir, deren sterbliches Auge auf keine Weise in das Geheimnis des g?ttlichen Willens eindringen kann, durch falschen Wahn betrogen, einen zu unserem Fürsprecher vor der Majest?t Gottes erw?hlen, den er von seinem Angesicht verbannt hat, und wenn er, vor dem nichts verborgen ist, dessen ungeachtet mehr auf die reine Gesinnung des Bittenden als auf dessen Unwissenheit oder auf des Angerufenen Verdammung sieht und das Gebet ebenso erh?rt, als ob der vermeintliche Fürsprecher die Seligkeit, ihn zu schauen, gen?sse. Da? es sich so verh?lt, wird aus der Geschichte offenbar werden, die ich euch erz?hlen will. Offenbar nach menschlichem Dafürhalten, sage ich, da Gottes Ratschlüsse uns verborgen bleiben.1 F# @6 C/ D" u
Es wird n?mlich berichtet, da? Musciatto Franzesi, als er von einem reichen und angesehenen Kaufherrn zum Edelmanne geworden war und nun mit dem Bruder des K?nigs von Frankreich, dem vom Papst Bonifaz herbeigerufenen und unterstützten Karl ohne Land, nach Toskana ziehen sollte, sich entschlo?, seine Gesch?fte, welche, wie es bei Kaufleuten der Fall zu sein pflegt, ?u?erst verwickelt waren, mehreren Bevollm?chtigten zu übertragen. Für alles fand er Rat, nur blieb ungewi?, wo er jemanden auftreiben wollte, der geschickt w?re, jene Schulden einzutreiben, die er bei einigen Burgundern ausstehen hatte. Der Grund seines Bedenkens lag darin, da? ihm wohlbekannt war, was für ein wortbrüchiges, h?ndelsüchtiges und abscheuliches Volk die Burgunder sind und da? er sich auf niemand besinnen konnte, der abgefeimt genug gewesen w?re, um ihrer B?sartigkeit mit Erfolg Widerpart zu leisten. Als er in solchem Zweifel lange hin und her überlegt hatte, fiel ihm ein gewisser Ciapperello von Prato ein, der sein Haus in Paris oft zu besuchen pflegte. Die Franzosen, die den Namen Ciapperello nicht verstanden und der Meinung waren, er wolle so viel sagen wie chapeau, was in ihrer Landessprache Kranz bedeutet, nannten diesen Mann, der klein von Gestalt und sehr geschniegelt war, seiner Kleinheit halber nicht Chapeau, sondern Chapelet, unter welchem Namen er denn überall bekannt war, w?hrend nur wenige wu?ten, da? er Ciapperello hie?.
9 X# O2 ^( ~6 a( ~ Das Leben, das dieser Chapelet führte, war folgenderma?en beschaffen: In seinem Beruf als Notar h?tte er es für eine gro?e Schande gehalten, wenn eine der von ihm ausgestellten Urkunden, obgleich er deren wenige ausstellte, anders als gef?lscht befunden worden w?re. Solcher falschen Urkunden aber, machte er, soviel man nur wollte, und dergleichen lieber umsonst als rechtm??ige für schwere Bezahlung. Falsches Zeugnis legte er auf Verlangen und aus freien Stücken besonders gern ab, und da in Frankreich Eidschwüre um jene Zeit in h?chstem Ansehen standen, gewann er, da er sich nicht um einen Meineid scherte, auf unrechtm??ige Weise alle Prozesse, in denen er die Wahrheit nach seinem Gewissen zu beschw?ren berufen ward. Ausnehmendes Wohlgefallen fand er daran, und gro?en Flei? verwandte er darauf, unter Freunden, Verwandten und was sonst immer für Leuten Unfrieden und Feindschaft anzuzetteln, und je gr??eres Unglück daraus entstand, desto mehr freute er sich. Wurde er aufgefordert, jemand umbringen zu helfen oder an einer anderen Schandtat teilzunehmen, so weigerte er sich niemals und war der erste auf dem Platz. Oft war er auch bereit, mit eigenen H?nden zu ermorden und zu verwunden. In seiner beispiellosen J?hheit l?sterte er Gott und alle Heiligen um jeder Kleinigkeit willen auf das gr??lichste. In der Kirche lie? er sich niemals antreffen und verspottete alle christlichen Sakramente mit den verruchtesten Worten. Um so mehr war er dafür in den Schenken und anderen Sündenh?usern. Aus Rauben und Stehlen h?tte er sich ebensowenig ein Gewissen gemacht, als ein Heiliger daraus, Almosen zu geben. Er fra? und soff in solchem überma?, da? er mehrmals knapp mit dem Leben davonkam. Spielen und im Spiel betrügen betrieb er wie ein Handwerk. Doch wozu so viele Worte! Genug, er war der sch?ndlichste Mensch, der vielleicht je geboren ward, und schon seit langer Zeit konnten nur die Macht und das Ansehen des Herrn Musciatto ihm bei seinen Verbrechen durchhelfen, so da? weder Einzelpersonen, die er h?ufig, noch die Gerichte, die er fortw?hrend beleidigte, Hand an ihn legten. |