Sein Mut war schon so weit gewachsen, da? er dem Befehle Folge leistete. Der Stein begann unter seinen Fü?en nachzugeben und sank langsam in die Tiefe hinab. Als er wieder feststand und der Schneider sich umsah, befand er sich in einem Saale, der an Umfang dem vorigen gleich war. Hier aber gab es mehr zu betrachten und zu bewundern. In die W?nde waren Vertiefungen eingehauen, in welchen Gef??e von durchsichtigem Glase standen, die mit farbigem Spiritus oder mit einem bl?ulichen Rauche angefüllt waren. Auf dem Boden des Saales standen, einander gegenüber, zwei gro?e gl?serne Kasten, die sogleich seine Neugierde reizten. Indem er zu dem einen trat, erblickte er darin ein sch?nes Geb?ude, einem Schlosse ?hnlich, von Wirtschaftsgeb?uden, St?llen und Scheuern und einer Menge anderer artigen Sachen umgeben. Alles war klein, aber überaus sorgf?ltig und zierlich gearbeitet, und schien von einer kunstreichen Hand mit der h?chsten Genauigkeit ausgeschnitzt zu sein.) n ], Q: g9 s% S9 W: P$ C
Er würde seine Augen von der Betrachtung dieser Seltenheiten noch nicht abgewendet haben, wenn sich nicht die Stimme abermals h?tte h?ren lassen. Sie forderte ihn auf, sich umzukehren und den gegenüberstehenden Glaskasten zu beschauen. Wie stieg seine Verwunderung, als er darin ein M?dchen von gr??ter Sch?nheit erblickte. Es lag wie im Schlafe, und war in lange blonde Haare wie in einen kostbaren Mantel eingehüllt. Die Augen waren fest geschlossen, doch die lebhafte Gesichtsfarbe und ein Band, das der Atem hin und her bewegte, lie?en keinen Zweifel an ihrem Leben. Der Schneider betrachtete die Sch?ne mit klopfendem Herzen, als sie pl?tzlich die Augen aufschlug und bei seinem Anblick in freudigem Schrecken zusammenfuhr. 'Gerechter Himmel,' rief sie, 'meine Befreiung naht! geschwind, geschwind, hilf mir aus meinem Gef?ngnis: wenn du den Riegel an diesem gl?sernen Sarg wegschiebst, so bin ich erl?st.' Der Schneider gehorchte ohne Zaudern, alsbald hob sie den Glasdeckel in die H?he, stieg heraus und eilte in die Ecke des Saals, wo sie sich in einen weiten Mantel verhüllte. Dann setzte sie sich auf einen Stein nieder, hie? den jungen Mann herangehen, und nachdem sie einen freundlichen Ku? auf seinen Mund gedrückt hatte, sprach sie 'mein lang ersehnter Befreier, der gütige Himmel hat mich zu dir geführt und meinen Leiden ein Ziel gesetzt. An demselben Tage, wo sie endigen, soll dein Glück beginnen. Du bist der vom Himmel bestimmte Gemahl, und sollst, von mir geliebt und mit allen irdischen Gütern überh?uft, in ungest?rter Freud dein Leben zubringen. Sitz nieder und h?re die Erz?hlung meines Schicksals.
, g: w2 f f5 G" G. |& P6 D( { Ich bin die Tochter eines reichen Grafen. Meine Eltern starben, als ich noch in zarter Jugend war, und empfahlen mich in ihrem letzten Willen meinem ?lteren Bruder, bei dem ich auferzogen wurde. Wir liebten uns so z?rtlich und waren so übereinstimmend in unserer Denkungsart und unsern Neigungen, da? wir beide den Entschlu? fa?ten, uns niemals zu verheiraten, sondern bis an das Ende unseres Lebens beisammen zu bleiben. In unserm Hause war an Gesellschaft nie Mangel: Nachbarn und Freunde besuchten uns h?ufig, und wir übten gegen alle die Gastfreundschaft in vollem Ma?e. So geschah es auch eines Abends, da? ein Fremder in unser Schlo? geritten kam und unter dem Vorgeben, den n?chsten Ort nicht mehr erreichen zu k?nnen, um ein Nachtlager bat. Wir gew?hrten seine Bitte mit zuvorkommender H?flichkeit, und er unterhielt uns w?hrend des Abendessens mit seinem Gespr?che und eingemischten Erz?hlungen auf das anmutigste. Mein Bruder hatte ein so gro?es Wohlgefallen an ihm, da? er ihn bat, ein paar Tage bei uns zu verweilen, wozu er nach einigem Weigern einwilligte. Wir standen erst sp?t in der Nacht vom Tische auf, dem Fremden wurde ein Zimmer angewiesen, und ich eilte, ermüdet, wie ich war, meine Glieder in die weichen Federn zu senken. Kaum war ich ein wenig eingeschlummert, so weckten mich die T?ne einer zarten und lieblichen Musik. Da ich nicht begreifen konnte, woher sie kamen, so wollte ich mein im Nebenzimmer schlafendes Kammerm?dchen rufen, allein zu meinem Erstaunen fand ich, da? mir, als lastete ein Alp auf meiner Brust, von einer unbekannten Gewalt die Sprache benommen und ich unverm?gend war, den geringsten Laut von mir zu geben. Indem sah ich bei dem Schein der Nachtlampe den Fremden in mein durch zwei Türen fest verschlossenes Zimmer eintreten. Er n?herte sich mir und sagte, da? er durch Zauberkr?fte, die ihm zu Gebote st?nden, die liebliche Musik habe ert?nen lassen, um mich aufzuwecken, und dringe jetzt selbst durch alle Schl?sser in der Absicht, mir Herz und Hand anzubieten. Mein Widerwille aber gegen seine Zauberkünste war so gro?, da? ich ihn keiner Antwort würdigte. Er blieb eine Zeitlang unbeweglich stehen, wahrscheinlich in der Absicht, einen günstigen Entschlu? zu erwarten, als ich aber fortfuhr zu schweigen, erkl?rte er zornig, da? er sich r?chen und Mittel finden werde, meinen Hochmut zu bestrafen, worauf er das Zimmer wieder verlie?. Ich brachte die Nacht in h?chster Unruhe zu und schlummerte erst gegen Morgen ein. Als ich erwacht war, eilte ich zu meinem Bruder, um ihn von dem, was vorgefallen war, zu benachrichtigen, allein ich fand ihn nicht auf seinem Zimmer, und der Bediente sagte mir, da? er bei anbrechendem Tage mit dem Fremden auf die Jagd geritten sei. |