III.
1 Z, i6 @' l% U Von Auschwitz bin ich nach Berlin zurückgekehrt, in die Stadt, von der aus der V?lkermord geplant und durchgeführt wurde, in die Stadt, die heute wieder Hauptstadt des vereinten Deutschland ist.0 M" {* S; q2 R0 d
Deutschland hat sich den Verbrechen der Vergangenheit gestellt. Vor allem das Tagebuch der Anne Frank, der Eichmannprozess in Jerusalem und die Auschwitzprozesse in Frankfurt haben uns zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Naziherrschaft geführt. Auch die Generationen, die nach dem Krieg geboren sind, wissen, dass die Jahre der Naziherrschaft ein nie ausl?schbarer Teil der deutschen Geschichte sind. Sie haben selbst keine Schuld auf sich geladen. Aber sie wissen, dass sie Verantwortung tragen für die Bewahrung der Erinnerung und die Gestaltung der Zukunft.
' F+ P2 z4 l# y Die Deutschen haben nach 1945 zun?chst im Westen die Chance erhalten, eine offene Gesellschaft aufzubauen. Seit die Menschen in der DDR die Berliner Mauer 1989 friedlich zu Fall gebracht haben, ist uns der Wert demokratischer Freiheit noch st?rker bewusst geworden.
" e$ S, K' F3 @% d1 Z) | "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Diese Lehre aus den nationalsozialistischen Verbrechen haben die V?ter des Grundgesetzes im ersten Artikel unserer Verfassung festgeschrieben. Die Würde des Menschen zu schützen und zu achten ist ein Auftrag an alle Deutschen. Dazu geh?rt, jederzeit und an jedem Ort für die Menschenrechte einzutreten. Daran will sich die deutsche Politik messen lassen.
E/ o+ k' Z; P Jede offene Gesellschaft hat auch Feinde. Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus sind nicht aus Deutschland verschwunden. Vergleiche, die die Shoa verharmlosen, sind ein Skandal, dem wir uns entgegenstellen. Wir müssen die politische Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Antisemiten suchen, und wir müssen sie offensiv führen, und wir werden das auch tun.
1 W3 c. |6 D; ~; y T) B Dabei müssen wir uns vor allem fragen, ob wir unsere jungen Menschen wirklich erreichen, ob Lehrer, Eltern und Journalisten über den Irrweg des Nationalsozialismus wirksam aufkl?ren. Den Kampf gegen den Antisemitismus müssen wir immer wieder neu führen. Er geht uns alle an.
$ Q q, R: N$ [) t* D Q' Y0 i Ich kann Ihnen berichten, dass gerade auch Schüler hier in Deutschland aktiv sind. Sie führen Interviews mit den letzten Zeitzeugen und erforschen die Geschichte ihrer Nachbarschaft, um den Spuren der Shoa nachzugehen. In Berlin-Kreuzberg zeigt eine Gruppe von Schülern ihren Mitschülern und Freunden H?user, in denen früher Juden wohnten, die von den Nazis ermordet wurden. An einem anderen Ort ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, in der Jugendliche Eindrücke und Gefühle darstellen, die ein Besuch in Auschwitz bei ihnen ausl?ste. - Das jüdische Museum in Berlin wurde seit der Er?ffnung im Jahr 1999 von 2,5 Millionen Menschen besucht. Allein im letzten Jahr kamen etwa 7000 Jugendgruppen, und die Anmeldungen für dieses Jahr sind schon jetzt h?her.
9 e$ [/ F' X6 e$ ~* C Wir haben bei aller kritischen Aufmerksamkeit und Entschlossenheit, den Kampf gegen den Antisemitismus zu bestreiten, Grund zu Vertrauen in die St?rke der Demokratie in Deutschland.$ f. \, Y; c6 d1 f
In diesem Deutschland gibt es wieder jüdische Gemeinden. Sie, Herr Pr?sident Katsav, haben im Dezember 2002 gemeinsam mit Johannes Rau und den Bürgern von Wuppertal die Einweihung der Synagoge dort gefeiert. Die jüdischen Gemeinden in Deutschland sind für uns ein Zeichen des Vertrauens, über das wir uns freuen. Die goldene Kuppel der Synagoge in der Oranienburger Stra?e geh?rt heute ebenso zum Stadtbild von Berlin wie die Kuppel auf dem Reichstagsgeb?ude, dem Sitz des Deutschen Bundestages.5 j6 w/ y# u. j1 E/ S. F, a, M. D
Die Reichstagskuppel steht heute für die Transparenz einer lebendigen Demokratie in Deutschland. Wer von ihr auf Berlin blickt, sieht das Brandenburger Tor, das Symbol der Einheit Deutschlands. Und er sieht zugleich im Zentrum der deutschen Hauptstadt das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas.% i' a: C+ }4 O' O" {- q
IV.
' Y: o# v: Y3 Q8 K Heute bin ich zu Gast bei Ihnen in Jerusalem, zu Besuch in dem Land, das für die Juden zur Heimstatt geworden ist. Mein Besuch steht im Zeichen des 40. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Zwischen Deutschland und Israel kann es nicht das geben, was man Normalit?t nennt. Aber wer h?tte vor 40 Jahren gedacht, wie gut, ja, wie freundschaftlich sich unser Verh?ltnis entwickeln würde? Heute arbeiten nicht nur die Regierungen gut zusammen. Unsere Beziehungen werden auch von der Freundschaft zwischen vielen Menschen in Ihrem Land und in meinem Land gepr?gt. |