"Ich habe eine Schwester?"Der König saß gerade beim Frühstück als sein Freund, der Mönch, in den Raum platzte und ihm das Unglaubliche offenbarte."Warum erzählst du mir gerade heute davon?"Der Mönch rang mit seinen Händen. Er wusste, dass der König ein aufbrausendes Temperament hatte und gelegentlich derart mit der Faust auf den Tisch haute, so dass das ganze Schloss erbebte. Etwas zögerlich antwortete er daher: "Ihre Schwester wird heiraten und ich denke, ein Bruder sollte bei diesem wichtigen Ereignis dabei sein."Der König dachte nach und kam zu dem Schluss: "Ja, da hast du wohl recht. Mein Geschenk soll die Hochzeitsfeier hier im Saal sein", aufgeregt fügte er an, "Jetzt möchte ich aber wissen, wer denn die Glückliche ist. Mit welcher hochgeborenen Familie bin ich verwandt?"Der Mönch wurde bei den Worten noch kleiner, als er ohnehin schon von war. Erst als er fast im Boden verschwand antwortete er: "Mein König, Ihr."Der König unterbrach "Lass doch den Quatsch mit ,Mein König' und ,Ihr'. Wir sind doch Freunde."Der Mönch nickte, schluckte einmal heftig, wobei sein Adamsapfel auf und ab hüpfte wie ein Springball: "Gut, du kennst doch noch das Haus direkt vor dem Stadttor, nahe bei der großen Eiche. Dort spielten wir als Kinder immer Verstecken."Der König nickte und ergänzte belustigt: "Ja klar, es gab dort eigentlich ja nur ein Versteck. Hinter dem Baum. Hat uns aber trotzdem nicht davon abgehalten, immer wieder dahin zu rennen.""Genau. Dann wurde uns das Spielen dort verboten.""Ja", fügte der König an, "Eine Hexe baute sich dort ein Häuschen. Wir sollten nicht in deren Nähe gelangen. War aber auch nicht so schlimm, wir haben ja ein neues Plätzchen zum Versteck spielen entdeckt, die Höhle unten am See."Betreten schwieg der Mönch. Der König grübelte. Warum hatte sein Freund ihm dies erzählt? Unwichtig, oder? Es sei denn... wie von einer Feder angetrieben sprang der König auf: "Du willst doch damit nicht sagen.?"Der Mönch, erleichtert darüber, dass der König selbst darauf gekommen war, bestätigte: "Doch, die Tochter der Hexe ist deine Halbschwester. Dein Vater kannte die Mutter, äh, näher. Die Tochter hat das Erbe ihrer Mutter angetreten und ist jetzt selbst Hexe."Langsam nahm der König wieder Platz. Er hatte ja mit vielerlei gerechnet, aber damit nicht. Er schaute den Mönch an. Dieser klebte immer noch am Boden und vermittelte den Eindruck, als ob er lieber im Kerker einsitzen würde als hier vor ihm zu stehen. Was brannte seinem Freund noch auf der Seele?"Also los, was noch?""Wir sprachen eben von der Hochzeit, äh, der Bräutigam, äh.", der Mönch stockte, senkte den Kopf .Ein wenig ärgerlich sagte der König: "Was ist? Ist der Bräutigam etwa bettelarm? Hat er einen Buckel? Gehört er der Anti-King-Bewegung an? So schlimm kann es doch nicht sein."Der Mönch merkte, dass er nun langsam aber sicher den Ballon platzen lassen musste, damit der König selbst nicht in die Luft ging."Du weißt doch, was man über Hexen so sagt. Das sie Nachts auf einem Besen von einem Ort zum andern fliegen, stinkende Mixturen in einem dicken bauchigen Kessel anrühren und mit dem Teufel verheiratet sind."Der König nickte wissend und forderte ihn auf, fortzufahren."Ob alles stimmt, vermag ich nicht zu sagen. Aber Letzteres wird dann zumindest für eine Hexe richtig sein."Der König zweifelte an den Worten des Mönches. Seine Schwester möchte den Teufel heiraten? Was für eine absurde Vorstellung. Da musste doch mehr dahinter stecken. Es wurde Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen und so bat er den Mönch: "Bitte hol meine Schwester heute Nachmittag hier zu mir ins Schloss. Ich möchte selbst hören, wie groß die Liebe wirklich ist."Der Mönch verneigte sich kurz und eilte dann hinaus. |