Langsam erhob ich mich. Ich hatte zwar Schmerzen aber ich konnte sie ertragen. Dann besah ich mir als erstes den versteinerten Körber von Rass. Er sah majestätisch aus. Ein Bildhauer, der solch eine Statur erschaffen könnte, wäre im ganzen Reich berühmt. Aber wahrscheinlich würde es niemand hinkriegen. Ich verließ den Raum durch die offene Tür. Vor mir war ein langer Gang in den Fels gehauen. Einige Fackeln erleuchteten den langen Flur. Das Zimmer, aus dem ich kam war fast am Ende de Flures. Ich ging los und sah in jedes Zimmer. Teilweise standen die Türen offen. Die meisten Zimmer sahen so aus wie das Zimmer, in dem ich aufgewacht bin. Ein Felllager, vielleicht noch ein Tisch mit zwei Stühlen. Alles war sehr spartanisch eingerichtet. In einigen Zimmern waren auch versteinerte Gargoyles. Sie alle sahen auf der einen Seite erschreckend und auf der anderen Seite wunderbar aus. Am Ende des Flures kam ich in einen großen Saal. Ich sah mehrere Tische und Stühle. Auf den Tischen standen alte Kerzenleuchter. An der gegenüberliegenden Seite war eine große Tür. Ich ging auf sie zu und wollte sie aufmachen. Sie war abgeschlossen. Es war eine riesige Tür. Sie war aus ganzen Baumstämmen gefertigt worden und mit Eisenplatten beschlagen. So leicht würde ich hier nicht rauskommen. Es war aber der einzige Ausgang. Ich musste mich nach einer Waffe oder dem Schlüssel umsehen. Ich drehte mich um und überlegte, wo ich langgehen sollte. Gegenüber war der lange Gang zu den einzelnen Zimmern. Links und rechts waren jeweils noch ein Durchgang zu einer anderen Höhle. Zuerst ging ich nach links. Ich kam in einen Raum, der so etwas wie eine Küche war. An der gegenüberliegenden Wand war ein riesiger Kamin. Die Asche qualmte sogar noch ein bisschen. Die rechte Seite der Küche war voll gestellt mit Blechgeschirr und Tonkrügen. Ich sah auch Kisten mit Rüben und Salat, was mich sehr überraschte. Bis jetzt dachte ich immer Gargoyles wären reine Fleischfresser. Aber anscheinend sind sie genau so Allesfresser wie wir Menschen. Auf der linken Seite war ein großer hölzerner Schlachtklotz. Neben ihm lagen noch Knochen und Felle von Schafen, Wild und Schweinen. Auf dem Klotz lagen zwei Messer und ein Schlachterbeil. Ich nahm das Beil an mich. Zur Sicherheit, man wusste ja nie. Dann ging ich wieder. Hier gab es nichts weiter zu sehen. Ich ging durch den Saal und kam in eine Kammer, die voll war mit versteinerten Gargoyles, unter ihnen auch Pagg, Ohm und Sarka. An den Wänden hingen überall die verschiedensten Geräte und Waffen. Hier musste ich mich etwas genauer umsehen. Langsam betrat ich den Raum. Vor Ohm hatte ich sogar in der versteinerten Form noch Angst. Er sah aus, als würde er mich jeden Augenblick anspringen. Im Gegensatz dazu Pagg. Er stand in der Mitte des Raumes breitbeinig da. Seine mächtigen Schwingen und seine kräftigen Arme ausgebreitet. Er blickte nach oben, als wollte er in die Sonne schauen oder zu seinem Gott beten. Ich ging ein paar Mal um ihn herum. Man sah auch jetzt, in der versteinerten Form, jeden einzelnen seiner mächtigen Muskelpakete. Solch ein edles und schönes Wesen, konnte nicht aus dem Schlund der Hölle kommen, es musste auch ein Geschöpf Gottes sein. Ich zählte neun Gargoyles in diesem Raum. Mit den fünf anderen, die ich in den Zimmern gesehen hatte musste der Klan aus vierzehn Gargoyles bestehen, was ein großer Klan war. Die meisten bestanden nur aus sechs bis maximal zehn Gargoyles. Wenn ich sie jetzt alle töten würde, wäre ich ein Held in meiner Welt. Ich bin schließlich ein Gargoylejäger. Man würde mich mit offenen Armen empfangen. Na gut nicht bei dem Fürsten, den ich verraten habe. Vielleicht würde ich sogar vom König persönlich honoriert werden. Einige Minuten lang überlegte ich hin und her aber letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen nicht brechen wollte. Ich sah mir daraufhin die Werkzeuge und Waffen an den Wänden genauer an. Die meisten Waffen waren alt und rostig. Sie waren schon lange nicht mehr benutzt worden. Größtenteils waren es einfache Kurzschwerter und Krummsäbel. In einer Ecke sah ich ein paar Speere vor sich hinmodern. Zwischen ihren Speerspitzen hingen schon Spinnenweben. Alles nichts Besonderen. Die Werkzeuge sahen auch alt aus. Aber man sah ihn an, dass sie öfter benutzt wurden. Einige waren zum gerben von Fell, zum nähen von Kleidung und zum fangen und verarbeiten von Tieren und Fischen geeignet. Einigen Geräten konnte ich keine Aufgabe zuschreiben. In diesem Raum lag auch mein Langschwert. Ich nahm es an mich und freute mich, nicht mehr so ungeschützt zu sein. Obwohl ich wusste, dass mir hier nichts geschah, fühlte ich mich mit meinem Schwert doch wohler. Ich schaute mich noch ein bisschen länger um und fand schließlich einen großen Schlüssel. Ich nahm ihn an mich und probierte, ob er zur Eingangstür passte. Ich steckte ihn in das Schloss und drehte ihn. Tief im Inneren der Tür hörte ich ein leises Knacken. Ich zog an der Tür. Obwohl sie offen war, bewegte sie sich kein Stück. Ich ging zurück in die Waffenkammer und holte mir den Speer, der noch am besten aussah. Dann versuchte ich die Tür mit diesem Hebel zu öffnen. Sie bewegte sich auch ein bisschen bevor der Speer zerbrach. Jetzt erst wurde mir bewusst, wie stark die Gargoyles waren. Kein Mensch konnte jemals diese Tür ohne gute Hilfsmittel öffnen. Hier kam ich so leicht nicht raus. Den Schlüssel hing ich wieder an seinen Platz und beseitigte die Reste des Speers. Ich lief noch etwas rum und sah mir alles genau an. Dann setzte ich mich in den Saal und dachte nach. Ich bin oder war ein Gargoylejäger. Jetzt habe ich einige von meinen Feinden als Freunde gewonnen. Eigentlich eine gute Sache. Aber was sollte aus meinem Leben werden. Ich konnte einfach nicht weiterjagen. Aber etwas anderes hatte ich nie gelernt. Ich hatte mir auch keine Familie aufgebaut und gute Freunde hatte ich auch keine. Als Einzelgänger ist es schwer, gute wirklich gute Freunde zu finden. Die einzigen Menschen, die mich gut empfangen haben, waren Bore und Marie. Ich dachte über Marie nach und fing an zu träumen. Während ich so träumte, muss ich eingeschlafen sein. |