"Na- natürlich gibt es uns noch. Nur nicht in der Menschenwelt. Wir leben seit vielen, vielen Jahren im Land hinter dem Regenbogen", erzählt der kleine Dino schluchzend. Die Tränen kullern ihm wieder unaufhaltsam über die Wangen, fallen ins Gras. "He, wie hast du das gemacht? Schau mal, Blessing, überall wo eine Träne im Gras versickert, wächst plötzlich eine wunderschöne Blume!"Entzückt betrachten die Mädchen das Blütenmeer um den niedlichen Dino. "Das, das kann ich nur, wenn ich richtig traurig bin", antwortet das Wesen leise. Mitleidig nähern sich Alana und Blessing dem Dino. Sie trauen sich sogar, ihn zu streicheln, in den Arm zu nehmen. Schlagartig versiegen die Tränen, und auch die Angst vor diesen Menschenkindern ist verschwunden. "Vielleicht können mir die beiden helfen", überlegt das Kerlchen."Ich denke, wir haben nun keine Angst mehr voreinander", stellt Lana fest. "Dann kannst du uns ja auch erzählen, wieso du hier auf unserem Lieblingsplatz sitzt", meint Blessing freundlich."Aber vorher möchte ich wissen, wie und wo du unsere Sprache gelernt hast." "Ach das ist schnell erklärt. Wir haben jeden Tag drei Stunden Weltensprachen, in der Schule. Mir fallen Sprachen besonders leicht. Nicht nur die aus eurer Welt.", sagt Dino leicht hin und auch ein klitzekleines bisschen angeberisch."Mein Name ist Dinarella. Ich bin die Tochter des Königs aus dem Regenbogenland. Alle Mädchennamen beginnen in unserem Land mit Dina. Jungennamen mit Dino. Heute Morgen habe ich mit meinem Freund Dinobald auf der Regenbogentreppe gespielt. Eigentlich dürfen wir das nicht. Doch zufällig war das große Tor in der Mauer geöffnet. Die Mauer schützt unser Land vor den bösen, Fleisch fressenden Dinos aus dem dunklen Wolkengebirge. Dinobald ist ein wilder Kerl. Nichts und niemand macht ihm Angst. Er hat mich überredet, durch das Tor zu gehen." "Komm, wir nehmen unsere Rollflugbretter und sausen damit über die Regenbögen. Du über den Vorderen, ich über den Hinteren. Passieren kann uns nichts. Wenn wir mal abrutschen, fallen wir sicher auf die Treppe zwischen den Regenbögen." " Eine Zeit lang ging das auch gut. Bis, na ja, bis Dinobald mir plötzlich auf meinem Bogen entgegen kam. An der höchsten Stelle des Regenbogens stießen wir zusammen. Durch den Aufprall verloren wir das Gleichgewicht. Dinobald fiel auch auf die Treppe. Ich leider nicht. Kopfüber flog ich in die Tiefe. Meine Rollflugbretter lösten sich von den Füßen. Irgendwie habe ich es geschafft sie einzuholen, und mich daran fest zu halten. Zum Glück waren noch keine Fleisch fressenden Dinos unterwegs, als ich am dunklen Wolkengebirge vorbei sauste.Die Steuerung der Flugbretter funktionierte nicht. Sonst hätte ich einfach auf Höhe gestellt, und wäre nach Hause geflogen.""Sicher hast du große Angst gehabt." Mitleidig schaut die sechsjährige Blessing ihre neue Freundin an."Oh ja. Riesengroße Angst. Ganz fest habe ich meine Augen zugekniffen, mir gewünscht, dass ich nur träume. Der Wunschtraum endete, als ich auf diesen Platz aufschlug. Hat ziemlich wehgetan. Aber verletzt bin ich nicht. Das dichte, weiche Gras hat mich gut geschützt."Gut, dass du bei uns gelandet bist, Dinarella. Unser Papa schreibt gerade eine Geschichte über Dinosaurier. Er weiß wirklich eine Menge über euch. Vielleicht kann er dir helfen, nach Hause zurückzufinden.""Nicht vielleicht, ganz sicher kann Papa das." Ärgerlich klingt Blessing. Zweifel an ihrem Papa erlaubt sie nicht.Papa gehört zu den erwachsenen Menschen. Du brauchst aber keine Angst vor ihm zu haben. Er hat nämlich nicht vergessen, dass er auch einmal ein Kind gewesen ist. Deshalb schreibt er auch nur Geschichten für Kinder, glauben wir.""Da habt ihr aber Glück. Mein Papa ist der König. Er muss den ganzen Tag lang regieren, nichts als regieren", seufzt Dinarella. |